Ein Tag wie kein anderer. Am 11. September waren wir von der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein auf unserer allerersten Kaffeefahrt. Wie diese aussah und was wir so erlebt haben, berichten wir euch jetzt.
Deckname "Kaffeefahrt" – ein gut gehütetes Geheimnis
Bis kurz vor der Abfahrt wurde das Ziel der Tour unter der höchsten Geheimhaltungsstufe verschwiegen. Für uns war nur klar: Spätestens um 9:30 Uhr am Anscharcampus sein, auf Nachzügler*innen kann keine Rücksicht genommen werden. Nun ging das große Rätselraten los, was für einen mysteriösen Ausflug hat sich das Organisationsteam aus Katharina und Lea denn ausgedacht? Kanu- oder Wandertour? Einer der wenigen Hinweise, die wir hatten: „Man kann nicht nachreisen oder früher gehen“; geht es vielleicht doch auf eine Fahrt mit dem Heißluftballon? Bis zu den letzten Minuten vor Abfahrt blieb das Ziel für die meisten ungewiss, jedoch konnten alle beruhigt sein, denn für das Wichtigste war gesorgt: Die Lunch-Pakete trafen noch rechtzeitig vor Abfahrt ein. Und als diese mit vielversprechendem Knoblauchgeruch sicher verstaut wurden, konnte in einer kurzen Ansprache das Geheimnis gelüftet werden: Ja, es ging aufs Wasser, aber glücklicherweise musste dabei niemand, bis auf zwei Schritte die Gangway hoch, körperlich aktiv werden. Das Ziel war Schleimünde: eine Halbinsel, die zwischen der Schlei und der Ostsee liegt. Um die dortige Lotseninsel mit Leuchtturm und Naturschutzgebiet zu erreichen, war eine kleine Bootstour vom Hafen in Kappeln geplant.
Leinen los
Als schlussendlich um 9:30 Uhr, also auf den letzten Drücker, es auch wirklich alle rechtzeitig zur Abfahrt geschafft hatten, ging es los. Alle 23 Böllis und ein Hund machten sich auf den Weg Richtung Norden. Auf der Fahrt konnte schon gleich viel gequatscht werden und die Kaffeefahrt nahm recht schnell den Charakter einer Klassenfahrt an. Nach einer knappen Stunde und dem Duft der Essensboxen in der Nase war Kappeln erreicht. Die letzten Meter ging es dann noch einmal zu Fuß über die Klappbrücke. Schnell wurde die Verpflegung aufs Schiff geladen und um kurz vor 11 Uhr konnte die „MS Stadt Kappeln“ mit uns an Bord in See stechen. An Bord konnten wir noch während der Fahrt durch die Schleimündung viel über die Geschichte, das Umfeld und das Gewässer an sich lernen. Wer hätte gedacht, dass Helene Fischer ihr Haus am Ufer der Schlei hat?
Ahoi Lotseninsel, ahoi Lighthouse Foundation
Nach einem kleinen Zwischenstopp in Maasholm und einer entspannten Zeit an Bord kam schon der Leuchtturm der Lotseninsel in Sicht. Bei unserer Ankunft wurden wir schon von einer kleinen Delegation der Lighthouse Foundation Kiel erwartet. Durch gemeinsame Projekte konnte über das Ocean-Summit Team der Kontakt zu den Kolleg*innen geknüpft werden. Die Lighthouse Foundation ist seit 2008 Eigentümerin der Lotseninsel, weshalb wir uns über eine top Führung der Leuchtis freuen konnten. Ein Gruppenfoto vor dem Leuchtturm aus 1871 durfte natürlich auch nicht fehlen.
Bei unserer Führung lernten wir jedoch nicht nur etwas über die ehemalige Funktion der Insel, sondern auch über die Befestigungsmaßnahmen, die getroffen werden müssen, damit die Ostsee sich nicht zu viel vom Land zurückholt. Zudem konnten wir das ehemalige Lotsenhaus besichtigen, in dem dank einer umfassenden Renovierung Schlafplätze für 24 Personen geschaffen wurden. In dem Zusammenhang konnten wir auch gleich noch mehr über die weltweiten Projekte der Leuchtis erfahren. Außerdem hatten wir einen tollen Blick auf das Naturschutzgebiet am anderen Ende der Insel. Das Betreten des Gebietes ist zum Schutz der brütenden Vögel natürlich verboten.
Wohlverdiente Pause
Nach dieser Fülle an Informationen und Eindrücken machten wir eine kleine Pause in der Sonne vor der „Giftbude“ mit unserem mitgebrachten Proviant. Der Begriff „Giftbude“ ist ein veralteter norddeutscher Ausdruck für eine einfache Gaststätte. Der Schleimünder Hafen wurde über viele Jahrzehnte hinweg als Notfallhafen betrieben. In der in den 1920er Jahren errichteten Giftbude wurden Unterkunft und Verpflegung für Schiffer*innen bereitgestellt, die aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen die Schlei nicht verlassen konnten. Das Wort „Gift“ hatte im Althochdeutschen die Bedeutung von „Gabe“; in einer Giftbude wurde den gestrandeten Seeleuten also etwas angeboten. Auch Arbeiter*innen, die auf der Insel mit Instandsetzungsarbeiten beschäftigt waren, waren regelmäßig zu Besuch.
Abkühlung in der Ostsee oder Minigolf an Land
Nach der Stärkung teilten sich die Böllis auf. Manche sprangen zur Abkühlung in die Ostsee, andere nutzten die kleine Minigolfanlage in den Dünen, wieder andere erkundeten die Insel auf eigene Faust. Während unserer Zeit auf Schleimünde konnten wir alle ein wenig abschalten, den Kopf frei bekommen und Energie tanken. Am Ende trafen alle wieder am Steg vom Hafen zusammen und genossen noch gemeinsam die tolle Aussicht auf die Schlei. Das spätsommerliche Wetter nutzten auch viele Segler*innen, weshalb es auf dem Wasser viel zu gucken gab. Gegen 15:30 Uhr hieß es jedoch Abschied nehmen von der schönen Lotseninsel, da die „MS Stadt Kappeln“ für die Rückfahrt auf uns wartete. Die Stimmung wurde aber direkt durch die für uns liebevoll eingedeckte Kaffeetafel gehoben. Ein gebührender Abschluss bildete der vegane Apfelkuchen, mit dem die Bölli-Kaffeefahrt zu Ende ging.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal bei Katharina und Lea für die tolle Orga dieser Kaffeefahrt bedanken und freuen uns schon auf die nächste.