Unser Reiseleiter für Osteuropareisen Julian Gröger gibt Einblick in den Böll-Bildungsurlaub nach Moldova, die im August stattfand.
Politische Situation in Moldova
Moldova kam im Zuge der russischen Invasion in die Ukraine vermehrt in die deutschen Medien. Das Land zwischen Rumänien und der Ukraine mit seinen 3 Millionen Einwohner*innen hatte im letzten Jahr zwischenzeitlich 300.000 (10% Zuwachs) Flüchtlinge aus der Ukraine zu stemmen. Außerdem war der moldauische Energiesektor vor 2022 zu 95% abhängig von russischem Gas. Eine 2021 gewählt pro-europäische Reformregierung mit der Präsidentin Maia Sandu hat sich den Herausforderungen gestellt. Eine Mitgliedschaft in der EU wird für 2030 angestrebt. Gründe genug für uns, dort hinzufahren und uns mit Aktiven aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu treffen.
Anreise per Nachtzug nach Moldova
Ende August waren 24 Teilnehmende auf der „Bildungsreise Moldova 2023“ unterwegs. Mit dem Nachtzug ging es von Wien nach Bukarest. In Bukarest ließen wir uns in der deutschen Botschaft und von rumänischen Politiker*innen über die besonderen rumänisch-moldauischen Beziehung informieren.
Mit dem nächsten Nachtzug (dem „Zug der Freundschaft“) ging es dann von Bukarest nach Chisinau. Hier angekommen haben wir uns der Stadt mit einem ausführlichen Spaziergang und einem Marktbesuch genähert. In den nächsten Tagen haben wir Minister*innen und Parlamentsabgeordnete getroffen und die Lage des Landes besser verstehen zu können. Natürlich durfte auch ein Besuch in einem moldauischen Weinkeller und einer Obstplantage nicht fehlen. Moldova war mal mit Georgien zusammen der „Obst- und Gemüsegarten der Sowjetunion“. Jetzt versuchen beide Länder, sich als zukünftige Bio-Obst-und Gemüsegärten für die EU zu positionieren.
Reise zu abtrünnigen Regionen
An einem Tag gab es einen etwas längeren Ausflug nach Tiraspol. Die seit 1992 abtrünnige Region Transnistrien ist seit 30 Jahren quasi unabhängig von Chisinau und sieht sich selbst als kontinuierliches Element der Sowjetunion. Neben den alten Sowjetsymbolen der Moldauischen Sowjetrepublik ist die russische Fahne seit ein paar Jahren die zweite offizielle Fahne. Im Zuge des russischen Angrifsskrieges in der Ukraine ist diese Region ein möglicher Gefahrenherd. Um sich ein Bild von solch einer Separatistenregion zu machen, haben wir uns Tiraspol angeschaut und uns auch hier mit Politikern und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft getroffen.
Radtour inklusive
Zum Ausklang der Reise waren wir im Dorf Riscova im Umweltbildungszentrum der moldauischen NGO EcoVisio. Hier haben wir die reichen Eindrücke verdaut und bei heißen 35 Grad noch einen Ausflug per Rad und zu Fuß zum Höhlenkloster Orheiul Vechi gewagt.
Wir werden auch weiterhin unsere Kanäle in diese Region pflegen und fördern die persönlichen Austausch durch Bildungsreisen. Auch für den August 2024 ist eine Reise nach Moldova geplant. Interessierte können sich dafür bei Julian Gröger melden: groeger@boell-sh.de oder sich auf unserer Website umschauen – dort sind auch all unsere anderen Bildungsreisen zu finden.