Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE): Eine Strategie für die Zukunft

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Teilnehmer*innen der Abschlussveranstaltung des Projektes „BNE³ = Konzept + Struktur + Aktion“ verorten sich mit ihren Zielen und Erfahrungen im Konferenzraum.

Der Schleswig-Holsteinische Landtag hat die Landesverwaltung beauftragt, eine Strategie für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) zu erstellen. Dies soll als ein landesweiter, partizipativer Prozess erfolgen, an dem alle relevanten Interessenvertreter*innen im nördlichsten Bundesland beteiligt werden. Der Verein “Zukunft Bildung Schleswig-Holstein e.V.“, der sich seit seiner Gründung für BNE engagiert, hat bereits eigene Vorschläge für diese Strategie entwickelt. Die Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins.

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein ganzheitliches, alle Bildungsbereiche umfassendes Konzept. Es soll Menschen befähigen, den globalen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit in einer vernetzten Welt zu begegnen. Verantwortung für eine zukunftsfähige Weltgemeinschaft kann nur gemeinsam übernommen werden. Dafür ist Bildung ein Schlüsselfaktor. BNE setzt auf das Motto „Verstehen, Bewerten, Handeln“ und verbindet Kompetenzerwerb mit Handlungsoptionen.

Schon 2017 ist die Erarbeitung einer schleswig-holsteinischen Landesstrategie für Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Koalitionsvertrag der Jamaika-Parteien vereinbart worden. Dort heißt es: „Für uns ist Bildung für eine nachhaltige Entwicklung sehr wichtig für die Zukunftsfähigkeit Schleswig-Holsteins und den Erhalt von Wohlstand und unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Deshalb werden wir für Schleswig-Holstein eine Gesamtstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung für alle Bildungsbereiche im Sinne des UNESCO-Weltaktionsprogrammes entwickeln.“

Und dieses Programm formuliert eine sehr ambitionierte Zielsetzung: „Einerseits soll nachhaltige Entwicklung in die Bildung integriert werden und andererseits Bildung in die nachhaltige Entwicklung. Es soll eine Neuorientierung von Bildung und Lernen stattfinden und zugleich eine Stärkung der Rolle von Bildung erfolgen.“ Dabei sollen u. a. die Nachhaltigkeitsprinzipien von BNE in sämtlichen Bildungs- und Ausbildungskontexten verankert werden. Davon ist die Bildungslandschaft im nördlichsten Bundesland noch weit entfernt.

Der Verein “Zukunft Bildung Schleswig-Holstein e.V.“ hat in einem zweijährigen Projekt die BNE-Landschaft in Schleswig-Holstein kritisch unter die Lupe genommen und seine Erkenntnisse im Herbst 2017 präsentiert. Danach hat das BNE-Konzept in keinem der sieben Bildungsbereiche strukturell Eingang und Verankerung gefunden. Vereinzelte Modellvorhaben und individuelle Initiativen bleiben punktuelles Engagement, dringend erforderliche Erfahrungsaustausch- und Fortbildungsangebote bleiben die Ausnahme, unter den BNE-Akteur*innen fehlt ein gemeinsam getragenes Verständnis von BNE. Der Verein ist ein Zusammenschluss von schleswig-holsteinischen Organisationen wie der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung, dem Förderverein der Zukunftsschulen, dem Bündnis Eine Welt, Brot für die Welt / Diakonie und der Heinrich-Böll-Stiftung.

Heike Hackmann, Vorsitzende von „Zukunft Bildung Schleswig-Holstein e.V.“, setzt hohe Erwartungen in den jetzt begonnenen Strategieentwicklungsprozess und dessen Ergebnisse: “Für eine zukunftsverträgliche Wirtschafts- und Lebensweise brauchen wir ein anderes Bewusstsein und eine neue Nachhaltigkeitskultur. In vielen gesellschaftlichen Bereichen ist das schon erkennbar: bei der Schüler*innenbewegung “Fridays for Future“, in der Debatte um neue Mobilitätsformen oder in den Forderungen nach weniger Lebensmittelverschwendung. Es geht darum, sich zu informieren und Zusammenhänge kritisch zu hinterfragen. Jede und jeder kann das eigene Wissen und die eigenen Fähigkeiten für eine nachhaltige Lebensweise einsetzen. So können wir uns gegenseitig stärken und diese Kompetenzen zur Grundlage für ein anderes Verhalten im Alltag und für demokratische Beteiligung machen.“ Eine auf die schleswig-holsteinischen Rahmenbedingungen bezogene und inhaltlich global ausgerichtete BNE-Strategie könne hier wichtige – und längst überfällige – Bildungsstandards formulieren und umsetzen. Dafür müsse es der Landesregierung aber gelingen, den politischen Willen noch stärker zu manifestieren und die Menschen ernsthaft in einen zielgerichteten Dialog- und Entscheidungsprozess einzubinden.

Die Akteur*innen von „Zukunft Bildung Schleswig-Holstein“ haben ihre Vorarbeiten geleistet. Im Rahmen eines Arbeitsprojektes unter dem Titel „BNE³ = Konzept + Struktur + Aktion“ haben sie in mehreren Werkstätten und vielen Einzelgesprächen im letzten Halbjahr Vorschläge für eine zielgerichtete Zusammenarbeit von Politik und Zivilgesellschaft diskutiert und mit Vertreter*innen von schleswig-holsteinischen Hochschulen über eine intensivere Einbindung der Hochschulen in die BNE-Landschaft beraten. Darüber hinaus wurden sehr detaillierte Vorstellungen für eine eigenständige BNE-Agentur entwickelt. Diese soll Fortbildungsangebote initiieren und die notwendigen Impulse für eine kontinuierliche Ausbreitung, Entwicklung und Verankerung des Bildungskonzepts für eine nachhaltige Entwicklung geben und absichern. „Diese Vorschläge werden wir kraftvoll in den Entstehungsprozess einer BNE-Strategie in Schleswig-Holstein einbringen“, sagt Heike Hackmann.  



Heino Schomaker

Weitere Informationen zur Arbeit des Vereins „Zukunft Bildung Schleswig-Holstein e.V.“, die auch von BINGO gefördert wird, gibt es hier: www.zukunft-bildung-sh.de