Anlässlich unserer Ocean Summit Themenwoche „Wissenschaftskommunikation“ im Frühjahr 2022 präsentierte uns das Wissenschaftsteam des GAME-Projektes 2021 ihre Forschungserkenntnisse. Die gesamte Online-Präsentation „Einfluss von Lichtverschmutzung auf Küstenökosysteme“ vom 05. April 2022 haben wir euch als Video verlinkt. Doch was ist das GAME-Projekt eigentlich? Und um was geht es in dem Vortrag? Ocean Summit Praktikant Niklas Hähnlein hat für euch Projekt und Vortrag einmal kurz zusammengefasst.
Was ist GAME Geomar?
GAME steht für: Global Appoach by Modular Experiments (Globaler Ansatz bei Modularen Experimenten) und ist ein globales Ausbildungsprogramm für viele Studiengänge, unter anderem für Meeresbiologie. Die Besonderheit ist die weltweite Vernetzung. Zur selben Zeit können Studierende an 36 Standorten in 20 Ländern der Welt zu spezifischen Fragestellungen forschen.
Vorträge zur Lichtverschmutzung
Präsentiert wurde der Ocean Summit Vortrag „Einfluss von Lichtverschmutzung auf Küstenökosysteme“ von den jungen Wissenschaftler*innen Helen Lichtenstein, Franz Bauer, Marie Ritter und Svea Vollstedt. Svea haben wir übrigens im Rahmen der Meerspektiven schon einmal Interviewen dürfen.
Wie Eingangs erwähnt ging es in dem hier von uns zusammengefassten GAME-Vortrag um das Thema Lichtverschmutzung in Küstenökosystemen. Zwar kennt man den Begriff Lichtverschmutzung wohl eher aus Großstädten, doch ist die Problematik der Lichtverschmutzung weitreichender und betrifft eben auch Küstenregionen.
Forschungsaufbau
Als Forschungsorte wählten sich die Vier GAME Referierenden Küstenökosysteme in Spanien, Finnland, Japan, Portugal, Kroatien und Malaysia aus. Im Fokus der Wissenschaftler*innen standen die Verhaltensweisen bzw. möglichen Verhaltensänderungen von Krabben, Schnecken und Seeigeln. Ziel war es, herauszufinden, welchen Einfluss sonnenähnliches LED-Licht auf die verschiedenen Tierarten und deren Fraßrate hat. Die Tiere wurden in drei Gruppen unterteilten . Je nach Gruppe wurden die Meerestiere verschieden lange beleuchtet.
Gruppe 1 hatte kein Nachtlicht, Gruppe 2 wurde vier bis fünf und Gruppe 3 wurde acht bis zehn Stunden beleuchtet. Nach zwei Wochen Gewöhnungszeit ging es danach in die eigentliche Forschungsphase. Im Zeitraum von 24 Studen wurde die Fraßrate der Tiere genau beobachtet.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass Lichtverschmutzung benthische Weidegänger, also Bodentiere die sich primär von Algen oder anderen Pflanzen ernähren, beeinflussen können. Bei dem durchgängig beleuchteten Grauen Seeigel in Japan lag die Fraßrate beispielsweise 39 Prozent höher, als bei der Gruppe der nicht Bestrahlten, so Franz Bauer. Den genau gegenteiligen Trend zeigte der Steinseeigel in Portugal auf. Dieser reagierte auf die nächtliche Beleuchtung mit einer rückläufigen Fraßrate von minus 44 Prozent. Das Forschungsteam fand jedoch auch heraus, dass andere Meerestiere wie der Steinseeigel in Spanien keine Unterschiede zwischen den Testgruppen aufwiesen.
Natürlich ist die Fraßrate sehr komplex, gab Meereswissenschaftlerin Svea Vollstedt ergänzend zu bedenken. Es setze sich aus vielen Faktoren wie dem Alter, der Lichtsensibilität der Tiere, Größe, den individuellen Umwelteinflüssen und auch den speziellen Arten zusammen. Dabei verdeutlichte Svea die zwei abgeleiteten Problematiken des Forschungsteams: Der Rückgang der Fraßrate kann zum Verlust von Artenvielfalt beitragen, die Erhöhung der Fraßrate wiederum können den Verlust von Nahrungsnetzen begünstigen. Diese negativen Einflüsse könnten nicht nur Fischerei, Wasserqualität und Tourismus belasten, sondern auch den Küstenschutz und insbesondere die Kinderstuben vieler Meerestiere.
Lösungsvorschläge für das Problem?
Doch wie begegnet man denn nun diesem Problem? Mögliche Lösungsvorschläge lägen leider häufig außerhalb privater Hände, so die Forscher*innen. Eine Lichtreduktion kann nur erreicht werden, wenn sich Politik und insbesondere die Kommunen der Problematik annehmen. Das Wissenschaftler*innenteam schlug hierfür vor, dass man eine intelligente Straßen- und Promenadenbeleuchtung nahe der Küste installieren könnte, welche nur dort leuchtet wo sich auch Menschen bewegen und aufhalten. Wenn auch fern ab der Meere, ginge die Stadt Münster (NRW) in Sachen bewegungsausgelöster Beleuchtung mit gutem Beispiel voran und habe solche Systeme am Münsteraner Hafen installiert.
Insgesamt erhielten die Zuhörer*innen des GAME Online-Vortrages einen tollen Eindruck zu dem Thema der maritimen Lichtverschmutzung. Die gewonnenen Erkenntnisse würden sich den Berichten und Studien aus aller Welt einreihen und diese widerspiegeln. Sei es die Meeresschildkröte, die durch den Lichtsmog fehlgeleitet wird oder das Jagdverhalten der weißen Haie, welches sich durch künstliches Licht ändere. So betonten die vier Forscher*innen am Ende ihrer Präsentation noch einmal, dass die Balance eines funktionierenden und intakten Ökosystems zu erhalten und unabdingbar sei. Die Reduktion von Licht an Küsten sei ein wichtiger Bestandteil des Meeresschutzes.
Autor: Niklas Hähnlein, Praktikant beim Ocean Summit
GAME Vortrag: Der Einfluss von Lichtverschmutzung auf Küstenökosysteme
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