Rural Energy CommunitiesLV empfing vom 8.-11.Oktober 2024 Besuch von Expert*innen aus Lettland in Schleswig-Holstein. Ziel war ein Informations- und Erfahrungsaustausch zum Thema Bürgerenergie. Zu der neunköpfigen Delegation aus Lettland gehörten u.a. Vertreter*innen aus dem Klima- und Energieministerium, anderen Behörden, der Regulierungskommission, von Energieagenturen und KMUs. Koordiniert wurde der Besuch von der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein in enger Abstimmung mit dem Kooperationspartner, dem Latvian Rural Forum.
Die Gruppe lernte verschiedene Bürgerenergieprojekte in Schleswig-Holstein kennen (u.a. den Bürgerwindpark Wiemersdorf, den Verein und die Nahwärmegenossenschaft Boben Op in Hürup, das Unternehmen Solar-Energie Andresen in Sprakebüll, Bürgerenergieprojekte in den Modellkommunen Sprakebüll und Klixbüll, ein Mieterstromprojekt der Bürgerenergiegenossenschaft BEN eG in Norderstedt und die ökologische Gemeinschaftssiedlung Alte Gärtnerei in Kiel).
Im Rahmen des Besuchs fand auch ein Fachdialog mit Vertreter*innen aus dem Energiewendeministerium und dem Innenministerium Schleswig-Holstein statt. Außerdem informierten sich die Teilnehmenden zum Schwesterprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein bewirk. Abgerundet wurde der Delegationsbesuch durch einen Austausch mit Vertreter*innen von Aktivregionen in Schleswig-Holstein zur Rolle von LEADER-Regionen bei der Unterstützung von Energiegemeinschaften und Bürgerenergie.
Während Schleswig-Holstein als Vorreiter in Sachen Bürgerenergie gilt, befinden sich solche Projekte in Lettland noch im Embryonalstadium. Bislang haben fehlende Förderregelungen, eine allgemeine Skepsis gegenüber kollektiven Handlungsansätzen sowie der Kapitalmangel bei Privathaushalten solche Projekte erschwert. Die lettische Regierung arbeitet aktuell an der Entwicklung eines Regulierungsrahmens für Energiegemeinschaften und Energy Sharing, d.h. für die gemeinsame Nutzung von Energie innerhalb einer Energiegemeinschaft. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Delegationsbesuchs ist in Kürze auf dieser Webseite zu finden. Im Frühjahr 2025 ist ein weiterer virtueller Politikdialog zum Thema Energy Sharing geplant und im Frühsommer 2025 soll ein Gegenbesuch deutscher Expert*innen in Lettland stattfinden.
Mehr über das Projekt Rural Energy CommunitiesLV
Das Projekt Rural Energy CommunitiesLV– Catalysing and building capacities for renewable energy communities in rural Latvia möchte dazu beitragen, die Entwicklung von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (Renewable Energy Communities, RECs), insbesondere in ländlichen Regionen Lettlands voranzubringen. Es will den Dialog, Wissenstransfer und die Kooperation zwischen politischen Entscheidungsträger*innen und weiteren relevanten Akteur*innen in Schleswig-Holstein und Lettland erleichtern. Darüber sollen Netzwerkbildung und Kapazitätsentwicklung in Lettland gestärkt werden. Der Projektbeginn ist 1. Januar 2024, die Laufzeit beträgt 21 Monate.
Die Hauptaktivitäten umfassen u.a. einen deutsch-lettischen Politikdialog zur Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtline (RED II/RED III), insbesondere den Bestimmungen für Energiegemeinschaften, zu Energy Sharing und zur Rolle des Bürgerenergiefonds in Schleswig-Holstein als einem möglichen Modell für Lettland. Weitere Schwerpunkte sind ein Studienbesuch lettischer Entscheidungsträger*innen und Expert*innen in Schleswig-Holstein, die Erarbeitung relevanter Positivbeispiele, regionale Sensibilisierungs-, Vernetzungs- und Kapazitätsentwicklungsmaßnahmen in den Planungsregionen Lettlands, die Etablierung regionaler Task Forces und Botschafter*innen für Energiegemeinschaften sowie Train-The-Trainers-Workshops. Darüber hinaus möchte das Vorhaben die Entwicklung einer Energiegemeinschaft in einer ländlichen Pilotgemeinde in Lettland (Sece) anstoßen.
Weitere Informationen und Berichte gibt es hier.